Dienstag, 11. Januar 2011

Bonne Année et… wie die Zeit verfliegt!

Oh Mann, jetzt ist es schon über einen Monat her, dass ich hier das letzte Mal von mir hab hören lassen. Dafür muss ich mich natürlich entschuldigen! Weil inzwischen schon einiges passiert ist, wünsche ich Euch erstmal ein frohes neues Jahr und hoffe, Ihr hattet ein paar schöne Feiertage. Bevor ich aber von meinen Festtagen erzähle, ein kurzer Rückblick auf die letzten Wochen…

Grundsätzlich muss ich sagen, dass mir der Dezember unglaublich schnell vorkam, fast wie im TGV (der als schnellster Zug der Welt über 500 km/h fährt und damit so schnell wie manche Flugzeuge ist). Vielleicht weil die Tage im Winter so kurz werden, vielleicht weil man angesichts eines konkreten und recht entscheidenden Datums wie Weihnachten und vor allem Silvester plötzlich bemerkt, wie schnell die Zeit vorbei zieht. Dazu kommt natürlich, dass ich wie immer viel gearbeitet habe. Ich bin nach wie vor als einer der Fahrer mit dem Transporter auf den Straßen Paris und seiner Umgebung unterwegs und ich habe auch immer noch Spaß daran. Es gibt einfach so viel zu entdecken und zu sehen. An einem Tag ist man mitten in Paris auf der Ile Saint Louis mit Blick auf Notre Dame bei einem Kunden, am nächsten liefert man in der Banlieue Möbel aus, wo die Plattenbauten an Tschernobyl erinnern. So wie letzte Woche, als wir in einer der Cités ganz hier in der Nähe waren, die wirklich erschreckend heruntergekommen war. Die Cités wurden in den 60ern und 70ern hochgezogen, um die großen Wellen von Immigranten zu bewältigen. In der Regel sind das triste Plattenbauten, die wenig einladend sind und in denen heute überwiegend Menschen mit Migrationshintergrund leben, von denen viele keine Arbeit haben. Nicht alle dieser Cités sind natürlich gleich schlimm und ich war auch schon oft erstaunt, wie nett eingerichtet die Wohnungen darin sein können. Aber teilweise ist es wirklich heftig, inklusiver kaputter Schreiben, zugeschmierten Aufzügen und Wänden und sogar zugemauerten Fenstern.

Ob die Altbauwohnungen in den Pariser Arrondissements oder die Hochhaustürme in den Vorstädten, man sieht allerhand und ich kenne mich inzwischen in vielen Gegenden recht gut aus, bzw. weiß ungefähr, welchen Weg ich nehmen muss, um in welche Gegend zu gelangen. Zudem rede ich dabei unglaublich viel Französisch, ob mit den Kunden oder meinen Kollegen. Zwar bekomme ich manchmal zu hören, ich hätte einen leichten Akzent, die meisten sind aber immer erstaunt wie gut ich rede. Im Grunde wie ein Franzose, der nur manche Worte nicht ganz richtig ausspricht. Es wurde auch mal vermutet, ich käme aus dem Alsass. So oder so: nach gerade mal vier Monten hier darf ich wohl noch einen leichten Akzent haben, mir bleibt ja noch ein bisschen Zeit. Was aber schon wirklich gut drin ist, sind viele Alltagsbegriffe, die man so natürlich nicht in der Schule lernt.

Abgesehen von der Arbeit ist im Dezember gar nicht soviel passiert. Ich war mit Antony im Centre Georges Pompidou, nachdem uns die Schlange vor dem Louvre mit mehreren hundert Metern doch etwas zu lang war. Der Grund dafür war, dass es der erste Sonntag des Monats war, an dem für den Großteil der Museen keinen Eintritt zahlen muss. Da es umsonst war, sind wir also ins Centre Georges Pompidou gegangen. Und es war tatsächlich umsonst: ich wusste ja, dass moderne „Kunst“ nicht mein Fall ist, dieser Besuch hat es dann nochmal bestätigt. Was allerdings wirklich interessant ist, ist das Gebäude, von dessen oberen Stockwerken man eine gute Sicht über die Stadt hat.

Den Louvre werde ich übrigens demnächst mal vornehmen, denn ich habe herausgefunden, dass ich als Europäer unter 26 Jahren dort immer freien Eintritt habe, wie auch in vielen anderen Museen. So habe ich dann noch zwei Mal den Arc de Triomphe umsonst bestiegen – der höher ist als man denkt und auch deutlich mehr Treppenstufen hat als man denkt – und von dort ebenfalls die Aussicht genossen. Einmal war ich dort mit Lisa, die mich besucht hat, nach dem wir ein bisschen über den Weihnachtsmarkt auf den Champs Elysées gezogen sind. War allerdings nicht so spektakulär und so hatten wir aufgrund der Menschenmassen nach kurzer Zeit keine Lust mehr. Insgesamt war die Adventszeit in Paris also auch nicht viel spannender als zuhause.

So bin ich dann am 24. Dezember in den Zug Richtung Wuppertal gestiegen, um zuhause mit Familie und Freunden ein paar Tage zu verbringen. Nachdem ich trotz Schneechaos mit relativ geringer Verspätung dort ankam, war ich erstmal geschockt. Wie gesagt, in Frankreich herrschte Chaos, weil ein bisschen Schnee lag, in Deutschland war dagegen alles komplett weiß! Naja, Ihr kennt das ja besser als ich, aber mich hat es schon überrascht. Die Weihnachtstage waren jedenfalls eigentlich nett, nur dass ich den 26. Und 27. Krank im Bett verbracht habe. Und dann kam Antony mich mit seiner Freundin Ruth in Wuppertal besuchen. Ich zeigte ihm die Schwebebahn und die Hardt, aber auch den Düsseldorfer Hafen und die Altstadt. Zusammen mit einem guten Silvesterabend hatten wir zusammen eine gute Zeit und den beiden hat es gefallen. Froh, mal wieder ein paar Freunde und meine Familie gesehen zu haben, ging es dann am 3. Januar wieder zurück nach Neuilly-Plaisance. Und irgendwie freute ich mich auch, wieder da zu sein. Zwar ist die Vorstellung noch eigenartig, jetzt als Urlauber nach Hause gefahren zu sein, aber dafür find ich es schön, dass ich mich hier auch zuhause fühle. Klar, ich könnte nicht mein Leben lang in einer Emmaüs Communauté leben, aber für dieses Jahr ist es definitiv ok. Und vor allem ist hier Paris. Ich hatte schon fast Sehnsucht nach der Stadt!

Gestern bin ich deshalb endlich mal wieder hin gefahren und habe das gute Wetter genossen. Auf den alttäglichen Fahrten nach Paris hatte ich schon oft die Bibliothek François Mitterand gesehen und wollte diesen imposanten Bau aus vier im Rechteck zueinander stehenden Hochhäusern mal von Nahem betrachten. So bin ich als mit der Metro bis dorthin gefahren und war wirklich beeindruckt. Diese auf der einen Seite so kalte und doch irgendwie majestätische und moderne Architektur ist schon interessant. Über ein paar Treppen ging es dann bis an die Seine, an der ich mehrere hundert Meter entlang spaziert bin, vorbei an Hausbooten und einem schwimmenden Schwimmbad, das ich unbedingt mal besuchen muss. Auf der ganzen Strecke sind vor allem viele neue Bauten, Büro- aber auch Wohngebäude, die ein anderes Bild von Paris zeigen, als das was man so kennt. Von der Seine weg bin ich dann ein bisschen vorbei an diesen modernen Gebäuden gezogen, bis ich an der auf Höhe der Gare d’Austerlitz wieder an der Seine war und schließlich im Park des nationalen Naturkundemuseums ankam. Eine Crêpe mit Käse und Ei später saß ich schließlich wieder in der Metro, auf dem Weg nach Hause, mit einem schönen Tag endlich mal wieder in Paris hinter mir.

Jetzt sitzt ich also in meinem Zimmer, habe eben das Bad geputzt und habe es endlich geschafft, einen neuen Blogeintrag zu verfassen. Ich hoffe, es ist nicht zuviel Lesestoff auf einmal. Bilder werde ich jedenfalls nachreichen.

Bis dahin, salut,

Vincent