Mittwoch, 16. Februar 2011

Ein paar Abs und mehr Aufs

Es ist Mitte Februar und und schon wieder ist viel Zeigt vergangen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass sie verrinnt und dieses Jahr viel zu schnell zu Ende sein wird. Doch noch bin ich ja hier und der Eindruck, die Zeit würde verfliegen, hat eigentlich einen guten Grund: ich bin sehr beschäftigt und tatsächlich nur selten die Zeit, zum Internet zu gehen und an meinem Blog zu schreiben. Doch ich versuche ich natürlich so oft wie möglich und gebe hier mal wieder einen Überblick über einiges, das sich in der letzten Zeit zugetragen hat. Dabei fange ich erstmal mit eher unerfreulichen Ereignissen an, bevor ich zu den positiven übergehe.

Letzte Woche ist eine neue Freiwillige aus der Schweiz angekommen, die das frei gewordene Zimmer neben Antony und mir übernahm. Wir hatten uns beide gefreut, dass noch eine Freiwillige im Haus sein würde, mit der man sich unterhalten und etwas unternehmen kann. Als sie schließlich ankam, haben wir uns auch gut mit ihr verstanden und sie gleich gut aufgenommen. Allerdings war sie von den Lebensbedingungen und einigen Zuständen hier in der Communauté etwas geschockt und sie hat sich nicht sehr wohl gefühlt. Da es Antony und mir zu Anfang ähnlich ging, versuchten wir ihr zu erklären, dass sich dieses Gefühl legen und sie sich eingewöhnen würde. Am Wochenende war ich mit meiner Freundin Lisa unterwegs und als am Montag zurück kam, fand ich nur den etwas niedergeschlagenen Antony vor. Er erzählte mir schnell, was passiert war: Claudia, die Freiwillige, war abgereist. Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet! Wie sich herausstellte, hatte sie sich von einigen Compagnons und deren Freunden eingeschüchtert gefühlt und bekam zurecht Angst, als sie am Sonntag von einem Ausflug mit Antony zurück kam und sich ein paar davon in ihrem Zimmer befanden, welches sie wohlgemerkt vorher abgeschlossen hatte. Zusammen mit ihrer eher negativen Anfangsstimmung hat dieses Ereignis dann dafür gesorgt, dass sie wieder in die Schweiz zurück gekehrt ist. Der Vorfall hat nicht nur Antony und mich enttäuscht und traurig gemacht, sondern auch die Verantwortlichen der Communauté so wütend gemacht, dass einer der Compagnons sein Zimmer verlassen und von unserem Haus zurück in die Communauté ziehen musste. Auch einige der anderen haben Verwahrnungen bekommen und müssen rechnen beim nächsten Vorfall dem Rauswurf aus der Communauté rechnen.

Eine weitere negative Nachricht ist der Tod eines Compagnons letzte Woche. Robert, einer der Ältesten hier ist am Samstag nach langer Krankheit im Krankenhaus an Krebs gestorben. Auch wenn mich sein Tod nicht wirklich persönlich trifft, da ich ihn fast nicht kannte, empfinde ich Mitgefühl für die, die ihn schon lange kannten. Ich habe es aber sehr positiv aufgenommen, wie sich das Gefühl der Gemeinschaft gezeigt hat angesichts der Trauer. Außerdem wurde mit großer Sorgfalt und viel Mühe die Bestattung vorbereitet, die diesen Donnerstag stattfand. In solchen Momenten zeigt sich, dass eine Emmaüs Gemeinschaft eben tatsächlich auch eine Gemeinschaft ist.

Nun aber zu den wirklich schönen Dingen, die so in letzter Zeit passiert und die unter anderem der Grund dafür sind, dass ich so selten dazu komme, zu schreiben. Denn ich bin im Moment unter der Woche wie am Wochenende viel unterwegs. Vor ein paar Wochen habe ich über Freddy, der mein Animateur im Sommercamp in Südfrankreich war, ein paar Jungs kennen gelernt, die nicht weit von hier wohnen und genau wie ich Hip Hop Musik machen. Für mich war das ein großer Glücksgriff, da wir uns sowohl menschlich als auch musikalisch super verstehen. Jeden Mittwoch und Donnerstag fahre ich jetzt ins Studio nicht weit von hier und bleibe bis spät abends da und mache unglaublich viel Musik. Dass ich mein großes Hobby hier so weiterführen könnte und dabei noch so sympatische Leute, mit denen ich mich auch sonst mal treffen kann, kennenlernen würde, hätte ich nicht gedacht. Umso cooler ist das natürlich!

Die nächste sehr erfreuliche Nachricht ist, dass seit einem guten Monat meine Freundin Lisa nicht weit von hier, in einer Stadt westlich von Paris, als Au-Pair arbeitet. Wir können uns also endlich wieder öfter sehen und verbringen die Wochenenden zusammen. Neben einem Spaziergang in einem wunderschönen Viertel im 20e Arrondissement von Paris, das ich kurz vorher durch die Arbeit entdeckt hatte, waren wir schon im Kino und haben etwas für uns entdeckt: die Crêperien. Dort kann man zu akzeptablen Preisen lecker Essen und befindet sich außerdem meistens in einer gemütlichen Athmosphäre zwischen Parisern während man Galettes de Sarrasin ist. Das sind im Grunde herzhafte Crêpes, die zusammengeklappt und gefüllt werden. Sehr empfehlenswert und echt französisch!

Heute komme ich außerdem vom Zwischenseminar von ICYE zurück, wo ich nach einem halben Jahr zum ersten Mal wieder die anderen Freiwilligen gesehen habe. Ich war wirklich positiv überrascht, wie gut fast alle inzwischen französisch sprechen, und habe mich sehr gefreut, die anderen wieder zu sehen. Das Ganze fand nicht weit von hier statt und so waren wir dann noch gestern in Paris unterwegs. Nach einer kleinen Tour über den Montmartre haben wir etwas in dem Café getrunken, in dem Amélie im Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“ arbeitet, und sind später noch in ein Viertel nahe der Bastille gezogen, wo es von Bars nur so wimmelt.

Wie sich zeigt ist also in letzter Zeit wieder einiges passiert. Ich bin darüber natürlich sehr froh, auch wenn ich so weniger oft dazu komme, zu schreiben. Ich werde Euch aber auch in Zukunft auf dem Laufenden halten und bin sicher, dass auch weiterhin viel passiert.

Salut!