Sonntag, 26. September 2010

Vorbereitungsseminar in Étoile

Von Krokodilen und Rennrädern

Nun ist schon wieder einige Zeit vergangen und auch das Ankunftsseminars hier in Étoile ist fast rum. 13 Freiwillige und 3 Betreuer verbringen hier noch bis Dienstag die Zeit, dann geht es für mich endlich nach Neuilly-Plaisance. Für die anderen, Peter aus Deutschland (kenne ihn schon vom ICJA Seminar), Maria und Fernando aus Costa Rica, Alexandro aus Kolumbien, Andrea, Pedro und Felipe aus Bolivien, Ziggi aus Ghana, Santiago und Mario aus Honduras, Lilly aus Südkorea und Chiu-Hua aus Taiwan, geht es dann ebenfalls in die Projekte. Manche sind in St. Malo, Reims oder Nizza, aber auch kleineren Orten in Frankreich. Die Gruppe an sich ist jedenfalls nett und ich bin mal gespannt, von ihren Erfahrungen zu hören wenn wir uns bei den weiteren Seminaren wieder sehen. Außerdem wird es interessant zu sehen, wie gut wir uns dann auf Französisch unterhalten können. Noch läuft das Meiste hier auf Englisch, wobei der Großteil der Gruppe sich untereinander auf Spanisch unterhalten kann.

Heute ist der erste Tag, an dem das Wetter uns im Stich lässt. Bisher haben sich zwar die ersten Blätter braun gefärbt, doch die Sonne hat uns die meiste Zeit die Möglichkeit gegeben, sich auch draußen aufzuhalten und dabei nur ein T-Shirt zu tragen. Wir haben dann auch so oft wie möglich die Gelegenheit genutzt, raus zu gehen. So waren wir letzten Samstag wieder in Lyon, wo ich den Stadtführer für Fernando und Peter gegeben habe, da ich ja schon die Woche vorher dort war. Peter und ich versuchen außerdem, so oft wie möglich Sport zu machen. Sei es, dass wir hier auf der Straße neben der Kapelle, oder auf dem nicht weit von hier gelegenen Bolzplatz Fußball spielen, Klimmzüge und Liegestütze machen oder Fahrrad fahren. Ja, ich bin für meine Verhältnisse wirklich viel mit dem Drahtesel unterwegs. Nachdem ich mit Solennes Freund Richard in Grenoble einen Berg erklommen habe und in Lyon mit den Citybikes unterwegs war, haben wir uns bei der örtlichen Emmaüs Communauté ein paar alte Fahrräder ausgeliehen. Jetzt freu ich mich richtig auf mein Emmaüs in Neuilly-Plaisance, was noch deutlich größer sein soll als die Gemeinschaft hier. Aber auch Emmaüs Étoile, wo wir einen Vormittag verbracht haben, hatte schon einiges zu bieten. Peter und ich hatten großen Spaß durch den ganzen alten Kram zu stöbern. Dort gab es wirklich fast alles. Von alten Golfsets über Geschirr, Rollstühle, Schränke, Klaviere, Elektrogeräten bis hin zu Fahrrädern. Wir waren begeistert – auch wenn bei den guten Stücken mal die Bremse nicht funktionierte oder der Rahmen angerostet war. Schließlich haben wir aber ein paar Räder gefunden und zu sechst eine kleine Radtour zur Rhône unternommen, wo wir schließlich ein Picknick gemacht haben.Als Peter und ich dann unsere Schuhe auszogen, um unsere Füße im Fluss abzukühlen (an dem Tag hatten wir wieder super Wetter), meinten die beiden Mädels aus Taiwan und Südkorea, ob das denn nicht zu gefährlich sei, es könnte doch Krokodile geben. Zum Glück hat mich aber keins angegriffen und so habe ich noch meine beiden Füße!

Während der letzten Woche waren wir außerdem mehrmals in Valence. Um dort hin zu gelangen, nehmen wir das Auto bzw. ich nehme das Auto und gebe den Chauffeur für die anderen. Macht schon Bock, mit dem Kangoo durch die Gegend zu cruisen - mit dickem Sound natürlich! Einmal waren wir einkaufen (ich musste mir einfach mal wieder was kaufen - ein H&M Hemd und so ne Art dünneren Pulli, weiß nich wie das heißen soll), einmal abends im Kino (Hors la loi – ein sehr krasser Film über die algerische Unabhängkeitsbewegung) und gestern abend unterwegs. Nen richtigen Club haben wir zwar nicht gefunden, aber dafür eine ganz nette Bar, wo auch Musik lief. Lange geblieben bin ich allerdings nicht, da ich wieder den Fahrdienst gemacht habe. Hat aber auch Spaß gemacht, nachts über Land zu düsen und dabei Hip Hop zu hören. Mal schauen, ob ich in Paris auch Auto fahren werde und ob ich das überhaupt will. Obwohl es sicher ein super Training ist. Erstmal will ich dort aber an ein Fahrrad kommen!

Das Seminar an sich ist leider etwas enttäuschend. Es erweckt den Anschein als wüssten unsere Betreuer nicht wirklich, wie sie ein tagesfüllendes Programm aufstellen und dieses auch durchsetzen. Da bin ich vom ICJA ganz anderes gewöhnt. Auch die anderen kennen das so nicht und sind enttäuscht bis geschockt. Wir haben einfach zu viel Freizeit, aber zu wenig Angebot, dazu sind die wenigen Programmpunkte wie französisch Unterricht ziemlich mager. Naja, Dienstag ist es ja vorbei und es geht nach Neuilly-Plaisance! Ich freu mich einfach, endlich anzukommen und meinen Kram auspacken zu können, mich zuhause zu fühlen. Bin wirklich sehr gespannt, was mich dort erwartet!

So, das war ein kleiner Überblick über die Zeit hier in Étoile. Obwohl das Seminar wie erwähnt nicht so spannend war, hatte ich, da die anderen nett sind, meinen Spaß und habe auch wieder einige schöne Dinge gesehen. Die passenden Bilder folgen demnächst, u.a. von meiner Tour auf dem alten Rennrad, Fotos von Valence, Crest (einer sehr schönen Kleinstadt hier in der Nähe), Lyon und natürlich dem Seminar hier.

Dienstag, 14. September 2010

Wochenende in Lyon

Da ich einige Posts auf einmal erstellt habe, weise ich darauf hin, dass im Archiv eventuell noch ein paar Artikel sind, die Ihr noch nicht gelesen habt... bevor Ihr euch auf meinen Bericht zum Wochenende in Lyon stürzt ;)

Nachdem ich die letzte Woche über wie berichtet gut beschäftigt war, die Abende jedoch immer allein in der Chapelle verbracht habe, bekam ich am letzten Wochenende (11./12.9.) ein wenig Abwechslung. Ich hatte die Gelegenheit, einen Trip nach Lyon zu unternehmen, wo ich auf die Leute eines anderen Workcamps traf. Zusammen mit denen bin ich also den ganzen Samstag durch die Stadt gezogen, habe das alte Lyon gesehen, bin gefühlte tausend Stufen plus einige nicht zu verachtende Steigungen hinauf geklettert, um einen durchaus der Anstrengung gerechten Blick auf die Stadt der zwei Flüsse (Saône und Rhône) zu genießen, habe ein altes römisches Theater gesehen und mich insgesamt gut braten lassen. Es ist schon angenehm, wenn hier mitte September immer noch ein Wetter wie zuhause im Hochsommer herrscht. Naja, der Abend war etwas ungeplant, weil die anderen zwar feiern gehen wollten, aber nicht wussten wie. Ich hatte zwar nicht unbedingt große Lust, in einen Club zu gehen, da ich vom Tag ganz schön müde war, aber ich schloss mich der Gruppe an, schließlich hab ich hier in Étoile nicht so oft die Gelegenheit, mal weg zu gehen abends... Naja, viel besser war es dann leider dort auch nicht. Ohne wirklichen Plan sind wir schließlich bei einem Salsa Club, zu dem die Animatrice wollte, gelangt (um Viertel vor 3), der aber schon um 2:30 h zugemacht hat. What?! Naja, mir wars recht, allein der Rückweg hat sich ziemlich ins endlose gezogen, denn meine Füße taten vom Marathon des Tages schon ordentlich weh.
Ganz anders die Situation am folgenden Tag. In Lyon gibt es, wie in fast allen größeren Städten in Frankreich (aber auch im nicht so großen Valence), so Ausleih-Fahrräder, die überall in der Stadt zu finden sind. Für einen Euro konnte man sich ein Tagesabo holen und so an jeder der über 300 Statione ein Fahrrad holen. Die erste halbe Stunde ist umsonst, was reicht, um sich im Zentrum von A nach B zu bewegen. Dann stellt man sein Fahrrad ab und besichtigt die Gegend. Genial! Außerdem war es, seitdem ich die Velibs in Paris gesehen habe, mein Traum, einmal mit so nem Teil durch die Gegend zu fahren. Es ist einfach unglaublich praktisch. Man sieht mehr als wenn man mit Bus oder Metro unterwegs ist, ist flexibler als mit dem Auto, schneller und fußschonender als zu Fuß. Je kiffe (was umgangssprachlich soviel wie "feier ich total" bedeutet) trop!!
Die anderen sind jedenfalls schon gegen halb 4 zurück zum Camp gefahren, ich habe noch eine sehr interessante Ecke von Lyon erradelt, das Viertel Croix-Rousse, was ursprünglich ne eigene Gemeinde war, sich jetzt im Norden direkt an das Stadtzentrum Lyons anschließt und trotzdem immernoch einen sehr eigenen Charakter besitzt. Resumee des Lyon-Trips: eine weitere Stadt, die mir gut gefällt, auch wenn es teilweise ein bisschen anstrengend war. Das lag aber hauptsächlich an den unzähligen Kilometern, die ich zurück gelegt habe, sowie der Sonne, die mir dabei auf den Kopf gebrannt hat, und dem Problem, dass man im Verbund mit einer Gruppe naturgemäß weniger frei ist, was nicht immer so einfach ist. Trotzdem war es nett, mit den anderen unterwegs zu sein, vor allem, da sie mich zum Barbecue eingeladen haben. So habe ich also mein Ticket umgebucht, was total problemlos ging (ich habe das Gefühl, die SNCF, das französische Pendant zur DB, funktioniert wirklich gut), und bin nach Lepin Le Lac aufgebrochen. Die anderen wohnen und arbeiten dort in einem ehemaligen Hotel, direkt am See gelegen - Traumkulisse. Die Entscheidung, mit den anderen den Abend zu verbringen, war genau richtig. Einige Leute aus dem Dorf waren ebenfalls anwesend, sodass ich den ganzen Abend über interessante und ausführliche Gespräche auf französisch führen konnte - ein Traum :D Außerdem gab es Escargots, Weinbergschnecken. Die lagen plötzlich auf dem Tisch. Hm. Probieren? Ich bin in Frankreich, ich habe auch Roquefort probiert. Ok, eine. Im Grunde gar nicht schlecht. Vor allem dank der Sauce aus Butter, Knoblauc und Petersilie. Aber da es sich hier natürlich auch um ein Tier handelt, ist es für mich mit einer auch getan. Aber ich kann sagen, ich habe es probiert und es ist wirklich nicht schlecht. Allerdings verstehe ich trotzdem den Wind darum nicht. So toll ist es auch nicht. Ich greife doch lieber zu Pâtes, da muss auch kein Tier für sterben... ;)
So oder so: ein wirklich netter Abend, an dessen Ende ich völlig erschöpft vom Wochenende, aber zufrieden ins Bett gefallen bin. Am nächsten Tag habe ich zwar länger geschlafen als die anderen, die wieder arbeiten mussten. Aber mein schlechtes Gewissen kombiniert mit meinem Tatendrang haben mich zumindest beim Kartoffelnschälen und Tischdecken helfen lassen. Nach dem gemeinsamen Essen, zu dem auch Solenne erschienen ist, bin ich dann nach Étoile zurück gekehrt.
Hier warte ich nun auf die anderen Freiwilligen. Der erste wird heute Abend schon kommen, der erste Betreuer ist schon da. Bis Samstag kommen dann weitere Freiwillige aus aller Welt und wir machen wieder einen Ausflug nach Lyon. Ich werde den anderen auf jeden Fall von den Fahrrädern vorschwärmen ;)
Heute spielt Lyon gegen Schalke in der Champions League, da werd ich wohl mal nen Blick rein werfen, auch wenns leider zu aufwändig wäre, ins Stadion zu fahren. Mais bon, ca va ca va!

Étoile-sur-Rhône - Fotos

Dächer von Étoile. Ein typisch französisches kleines Städchen. Ganz hübsch, aber nicht viel los.












Die alte Kapelle, in der sich das regionale Büro von J&R befindet und in der ich zurzeit wohne.













kleine Straßen in Étoile























































Blick auf Étoile

























Grenoble, wo ich einen Nachmittag war

Étoile-sur-Rhône - Zwischenetappe

Seit Montag letzter Woche bin ich jetzt in Étoile-sur-Rhône, einer kleinen Gemeinde südlich von Valence (was wiederum eine Zugstunde südlich von Lyon ist). Hier befindet sich das regionale Büro von Jeunesse & Reconstruction, die in Frankreich für ICYE die Workcamps organisieren. Hier wird ab Freitag das Ankunftsseminar für Frankreich mit Freiwilligen aus aller Welt stattfinden. Am Anfang war ich etwas unsicher, was ich denn hier bis zum Beginn des Seminars tun soll, da ich hier im Büro, das sich in einer alten, renovierten und umfunktionierten Kapelle befindet, zumindest abends immer allein bin. Solenne, die regionale Coordinatiorin von J&R ist tagsüber zum arbeiten da, fährt aber abends immer nach Grenoble. Allerdings ist die erste Woche hier viel schneller vergangen als ich erwartet hatte. Tagsüber habe ich Solenne geholfen, das Lager, in dem alles, was für die Workcamps gestellt wird, aufbewahrt wird, aufzuräumen und zu entrümpeln. Da die letzten Camps zuende sind, hat sich da einiges angestaut und so hatten wir gut zu tun mit unzähligen Matratzen, Geschirr, Badminton Schlägern und Boule Spielen. Das Gute an der Arbeit ist, dass ich mit dem Kangoo von J&R durch die Gegend fahren darf und so unverhofft zu ein wenig Fahrpraxis komm. Und zu was für einer! Hier im Dorf sind die Straßen nicht viel breiter als das Auto, hinzu kommen erhebliche Steigungen und Ecken, hinter denen jederzeit ein Kind oder Auto warten kann, sodass man plötzlich abbremsen und dann am Berg (!) anfahren muss. Aber ich schlage mich ohne Probleme, habe sogar viel Spaß!
Ansonsten habe ich hier den Ort besichtigt, koche abends für mich und habe letzte Woche mit viel Freude verfolgt wie Frankreich in der EM-Quali endlich mal wieder richtig gut gespielt hat und sogar 2:0 gewonnen hat. Allez les Bleus!! Es geht mir also gut hier und die Zeit vergeht recht schnell, zumal ich am Wochenende in Lyon war und heute schon der erste Betreuer und die ersten Freiwilligen kommen. Aber dazu später mehr...


Größere Kartenansicht

Bilder aus Toulouse

Hier mal ein Bilder von meinem Wochenende in Toulouse. Den Text dazu gibts im Post weiter unten (bzw. im Archiv). Aber die Bilder sagen wohl auch schon einiges aus...

































Bilder Workcamp 2

Reiten auf dem Pferd, essen mit Stäbchen, Zubereitung von Maki, Pastis, Pool, die umweltfreundliche Trockentoilette, die Tiere... ein Überblick über die Zeit im Workcamp.