Montag, 30. August 2010

En France, Pt. 1

Ich bin da (und hab zeitweise auch Internet, deshalb hier der erste (Rück)blick auf meine ersten Tage hier)! Nachdem der Wecker mich um 4:15 aus einem relativ kurzen Schlaf gerissen hat, bin ich um 5:26 in Vohwinkel in den RB nach Köln gestiegen. Von dort aus ging es dann um 6:44 mit dem Thalys in Richtung Paris. Gute drei Stunden später habe ich dann zum ersten Mal französische Luft geatmet! Mit dem großen Wanderrucksack auf dem Rücken, dem kleinen vor dem Bauch und einer Reisetasche in der Hand ging es dann in die Metro 4 und einmal von Nord nach Süd durch die Stadt bis Montparnasse. Von dort aus ging es dann mit dem TGV gen Süden. Die Fahrt bis Toulouse dauerte insgesamt gute fünfeinhalb Stunden. Fünfeinhalb Stunden bis zum Sommer, denn in Toulouse herrschten um 17h immernoch beste Verhältnisse mit 32 Grad. Allerdings war ich da noch nicht am Ziel, sondern bin um 18h mit dem TER, also dem Regionalzug nach Albi gefahren. Leider war der Bereich, in dem mein Gepäck und ich die Fahrt verbrachten anscheinend nicht klimatisiert. Da sich auch kein Fenster öffnen ließ , fühlte ich mich also leicht gekocht und obwohl ich mich möglichst passiv verhalten habe, habe ich geölt wie selten. Die Fahrt an sich war jedoch angenehm und der Blick aus dem Fenster auf Sonnenblumenfelder zeigte mir, dass ich im Süden sein musste.
In Albi wurde ich von Alexandra, einer Mitarbeiterin von ICYE, der französischen Partnerorganisation von ICJA, abgeholt und mit dem Auto zu der Farm gebracht, auf der ich meine ersten zwei Wochen in Frankreich verbringe. Die Farm, irgendwo auf dem Land, gehört ihren Eltern, wie sie mir erzählte. Überhaupt unterhielten wir uns auf der Fahrt sehr viel, was mich sehr freute, da ich endlich französisch reden konnte! Im Work Camp wurde ich von Freddy, dem Animateur, und den anderen Teilnehmern empfangen. Mit mir sind 3 Japanerinnen, eine Südkoreanerin, eine Türkin und ein weiterer Franzose hier. Nachdem wir was gegessen hatten endlich, wie ich nach der langen Fahrt trotz Proviant sagen muss), machten wir noch ein Lagerfeuer und tauschten uns über unsere Länder und Kulturen aus. Als ich dann endlich ins Bett ging, freute ich mich drauf, glücklich und zufrieden wie ein Stein einzuschlafen. Dem war leider nicht so... Mehrere Hähne der Farm und ein Esel machten einen derartigen Lärm, dass ich nur wenige Stunden Schlafe fand. Dabei dachte ich immer, das Kikeriki soll einen morgens wecken, nicht aber die ganze Nacht durchgehen...
Am nächsten Tag war ich dementsprechend müde und freute mich darüber, den Küchendienst übernehmen zu können und nicht auf dem Feld arbeiten zu müssen. Allerdings ist es auch anstrengend, für 8 Leute zu kochen, zu spülen und aufzuräumen - morgens, mittags, abends. Dennoch hatte ich einen guten ersten Tag, zumal wir abends wieder ein Lagerfeuer machten und uns gut unterhielten - auf Englisch. Ich lernte also die anderen besser kennen und muss sagen, sie sind alle sehr nett! Am nächsten Tag ging ich dann mit aufs Feld, von 9 bis 13 Uhr haben wir den alten Zaun einer Pferdekoppel von Gestrüpp befreit, um ihn neu zu errichten. Man stelle sich hierfür mich vor mit einer Sense bzw. Gartenschere, in der brütenden Hitze auf das Gestrüpp eindreschend. War aber eigentlich gar nicht so schlimm... So oder so ähnlich sehen die meisten Vormittage aus, entweder ich arbeite im 2er-Team in der Küche oder erledige Farmarbeiten, d.h. einen Zaun errichten, die Pferde auf die andere Koppel führen oder einen alten Zaun einreißen. Das beste an der Farmarbeit ist aber das morgendliche Füttern der Tiere. Die Kaninchen sind natürlich süß, die Esel ein bisschen ungestüm und die Hühner hektisch, aber ich hab am meisten Spaß mit den Ziegen und Schafen. Wenn wir zu ihnen ins Gehege gehen, um ihnen Mais und Getreide zu geben, stürzen diese sich auf einen, schubsen sich dabei gegenseitig weg und wirken, als hätten sie seit Wochen nichts gegessen. Umso netter ist es dafür, dass die Ziegen und Schafe einem aus der Hand fressen! Man muss sich nur an ihren Zaun stellen und sie rufen, sie kommen und fressen das gleiche Gras, das bei ihnen wächst, als wäre es eine Delikatesse, nur weil man sie füttert.
Aber wir arbeiten hier natürlich nicht nur. Unsere Nachmittage verbringen wir größtenteils im Camp, da jede Stadt oder jedes Dorf mindestens 4 Kilometer entfernt ist. Wir Jungs haben so eine Möglichkeit gefunden, ein bisschen zu trainieren. Als Gerät dienen wahlweise Stühle, die Schaukel oder ein großer Stein. Sonst haben wir die Möglichkeit, Volleyball zu spielen oder in den Pool der Farm zu gehen. Darüber hinaus haben wir auch schon ein paar Ausflüge gemacht. Letzte Woche ging es nach Roquefort, wo der weltweit bekannte Käse herkommt. Wir haben dort dessen Produktionsstätten, große Höhlen im Berg, besucht und dabei auch ein Stück probieren können... oh là là! Ich muss mich wohl erst dran gewöhnen. Allerdings habe ich schon mehr davon gegessen als unsere beiden Franzosen im Camp, ich muss also nicht befürchten, dass der Genuss dieses Käses in Zukunft zum Pflichtprogramm für mich wird. Auf dem Rückweg haben wir dann noch einen Blick (von unten) auf eine der höchsten Brücke der Welt geworfen, den erst 3 Jahr alten Viaduc mit einer Länge von 2 km.
Ein weitere Ausflug führte uns am Samstag nach Albi, einer wirklich sehr schönen Stadt mit einem komplett erhaltenen Stadtkern im typsch südfranzösischen Stil. Wir haben die Kathedrale und das Toulouse-Lautrec Museum besichtigt und mal ein bisschen Stadtluft geschnuppert, als Abwechslung zur (sicher viel gesünderen) Landluft. Am Sonntag stand dann eine kleine Wanderung zu einem Bach, an dem wir gepicknickt haben, auf dem Programm.
Wir sind inzwischen eine wirklich gute Gruppe geworden und so vergeht die Zeit hier eigentlich recht schnell. Vor allem lerne ich jetzt schon viel! Nicht nur neue französische Wörter, da ich zu meiner Freude wirklich viel spreche und oft den Übersetzer ins Englische gebe, sondern auch ein bisschen japanisch, koreanisch, türkisch oder das Essen mit Stäbchen. Dazu kommt, dass wir oft japanisch essen und uns viel über unsere Kulturen und Länder austauschen.
Das Wetter ist übrigens ziemlich konstant super, nur nachts wird es ziemlich kalt. Ich hoffe allerdings, dass ich schon ein bisschen Farbe abbekommen habe. Die Tage werden wir übrigens noch eine Tour auf dem Pferd machen, schon am Samstag geht es für mich dann weiter nach Valence, wo ich ein Seminar haben werde.
Bon, das wars für den Moment, mehr Infos und Bilder folgen!
Au revoir!


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